Geht es nach den ungeschriebenen Gesetzen der Musikindustrie, dürfte es den Alpenrocker Andreas Gabalier eigentlich gar nicht geben. Er ist erfolgreich, sogar sehr erfolgreich. Dabei wird Gabalier kaum von den Radiosendern gespielt. Diese sind auch heute noch die häufigsten Wegbereiter für erfolgreiche Karrieren im Musikbusiness. Doch Andreas Gabalier zählt mit seinem Geburtsjahr 1984 zur digitalen Generation und beschreitet einen anderen Weg. Der Mann, der sich selbst Volks-Rock’n’Roller nennt, ist zum einen ein YouTube-Star und zum anderen ein ausgesprochener Live-Musiker und ein Perfektionist auf seiner Steirischen Harmonika. Dieser Mann hat Präsenz und er hat Stimme.
Elvis, Alpen und die großen Bühnen
Wäre Andreas Gabalier zum Anfang seiner Karriere im Jahr 2008 an einen Marketing-Manager geraten, hätte dieser wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und vermutlich gleich das Weite gesucht. Wie lassen sich Volksmusik, Elvis Presley, AC/DC und Schlager unter einen Hut bringen? Andreas Gabalier hat die Antwort darauf gefunden und füllt mit seinem Konzept riesige Hallen. Es ist ohne Zweifel eine unglaubliche Blitzkarriere. Die Geschwindigkeit, in der sich Gabalier von einem Triumph zum anderen gerade in den Anfangsjahren hangelte, ist durchaus als Atemberaubend zu bezeichnen. Von seinem ersten eher bescheiden besuchten Konzert zu einem Auftritt vor 10.000 Menschen vergingen gerade einmal drei Monate und dies noch in der ländlichen Umgebung von Graz, seiner Heimatstadt. Es folgten die Teilnahme am Vorentscheid zum Grand Prix der Volksmusik und das erste Album, nur weitere drei Monate später. Inzwischen rangieren seine Alben in Österreich bezüglich der Chartplatzierung direkt hinter Helene Fischer. Bereits 2014, nur fünf Jahre nachdem Gabalier einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, coverte ein Teilnehmer der Fernsehshow „Das Supertalent“ einen Song von ihm. In der Zwischenzeit wurde der Alpenrocker mit Auszeichnungen überhäuft. Der österreichische Amadeus gehört genauso dazu wie der deutsche Bambi. Innerhalb von nur fünf Jahren, von 2012 bis 2017, erhielt Andreas Gabalier 16 in der Musikwelt anerkannte Auszeichnungen in Österreich und Deutschland für seine Lieder, die er selbst komponiert und textet.
Andreas Gabalier macht Musik wieder zum Erlebnis
Es sind vor allem seine zahlreichen Konzerte, die die Popularität des Künstlers begründen, der einmal Rechtswissenschaften studierte. Allein für 2018 stehen rund 40 Bühnenauftritte in Österreich, der Schweiz und in Deutschland auf dem Programm, von Kempten im Allgäu bis hoch nach Hamburg. Dabei sind schon jetzt fast nur noch Karten für die Herbstkonzerte zu erhalten.
Aus den Auftritten werden jeweils Ausschnitte einzelner Songs oder auch ganze Konzertmitschnitte auf YouTube platziert und dort wiederum von Tausenden Fans angeklickt. Von welcher Größenordnung bezüglich der Besucherzahlen hier die Rede ist, zeigte das Open-Air-Konzert am 2. September auf dem Hockenheimring. Rund 80.000 Menschen versammelten sich dort, um Andreas Gabalier zu sehen. Im Internet hat er im Jahr 2017 die magische Grenze von 100 Millionen Klicks für seinen Ohrwurm Hulapalu überwunden und macht sich daran, die aktuelle Königin des deutschsprachigen YouTube, Kerstin Ott mit „die immer lacht“, vom Thron zu stoßen, um selbst darauf Platz zu nehmen. Aktuell, März 2018, trennen die beiden noch 22 Millionen Klicks.
Ein Superlativ mit Ecken und Kanten
Andreas Gabalier, der sich neben der Gitarre genauso gerne mit der steirischen Harmonika bei Konzerten begleitet, ist nun aber keineswegs der aalglatte Mainstreamer, der es jedem und jeder recht machen will. Der Mann ist vielmehr der nette Junge von Nebenan, der auch mal seine Meinung vielleicht etwas unüberlegt bekundet und damit nicht überall gut ankommt. Nicht wenige politisch orientierte Persönlichkeiten sehen Gabalier Rechts von der Mitte, teilweise auch sehr weit Rechts von der Mitte. Wer jedoch die wenigen ernsthaften Interviews des Künstlers mit „richtigen“ Journalisten liest, merkt schnell, das Andreas Gabalier ein völlig unpolitischer Mensch ist, der von seiner Heimat, der Steiermark, geprägt ist. Sehr aufschlussreich ist hierzu ein Interview in der „Welt“ vom 10. Juni 2015, also der Zeit, in der die Flüchtlingskrise ihren vorläufig letzen Höhepunkt erreichte.
Dieser Mann hat einfach nur Spaß an seiner Musik und das vermittelt er seinem Publikum. Die Menschen, die seine Konzerte besuchen, entstammen allen Altersklassen und sie spüren schlicht die Freude, die Authentizität des Musikers, der vorzugsweise in der „Krachledernen“ auftritt, der Trachtenlederhose. Übrigens ein sehr bequemes und praktisches Kleidungsstück. Zusammen mit der steirischen Harmonika oder wahlweise der Gitarre und wechselnder Oberbekleidung, vom Muskelshirt bis zur James-Dean-Lederjacke, vermittelt Andreas Gabalier auf YouTube und in seinen Konzerten eigentlich nur eine Botschaft, habt Spaß am Leben und das meint er ehrlich.